MwSt.-Datum
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Einführung
Mit dem Release Business Central 21 hat Microsoft neben dem bereits bestehenden Belegdatum und Buchungsdatum eine dritte Variante eingeführt: das MwSt.-Datum. Dieses Datum bezieht sich im Standard spezifisch auf Steuerfälle und soll unter anderem die Verarbeitung bei den Steuermeldungen realistischer abbilden.
Ein wesentlicher Unterschied dieses Datumstyps gegenüber den beiden bekannten Arten besteht darin, dass dieses Datum – sofern die entsprechende Option in der Finanzbuchhaltung Einrichtung ausgewählt ist – auch in den gebuchten Posten verändert werden kann.
Einrichtung
Bitte legen Sie in der Finanzbuchhaltung zunächst fest, ob das MwSt.-Datum verwendet werden soll.
Wenn die Finanzbuchhaltung entsprechend eingerichtet ist (Verwendung = Aktiviert), kann das MwSt.-Datum auch nach der Buchung noch geändert werden. In den MwSt.-Posten kann ein anderes Datum eingetragen werden, welches dann automatisch in die Sachposten übernommen wird. Falls dies nicht gewünscht ist, muss die Verwendung auf Aktiviert (Änderungen verhindern) gestellt werden. Wir empfehlen die letztere Einstellung.
Zudem können Sie festlegen, wie dieses Feld standardmäßig vorbelegt wird: Mit dem Wert des Buchungsdatums oder des Belegdatums.
Mit dem Release Business Central 23 wurden zudem eigenständige Zeiträume für dieses Datum in einer neuen Einrichtung ermöglicht:
Vorheriger Stand
In RELion werden bisher die beiden herkömmlichen Datumsvarianten überall eingesetzt. Auch von Kundenseite wurde in der Vergangenheit teilweise der Wunsch geäußert, einen weiteren Datumstyp einzuführen, mit dem der Vorsteueranteil % und die Vorbelegung des Leistungszeitraums erfolgen. Die Umsetzung eines solchen Typs konnte im RELion-Standard bisher nicht realisiert werden.
Nun sollen auf Basis des neuen Datumstyps von Business Central diese Anforderungen in RELion entsprechend abgebildet werden. Hierfür wurden umfassende Änderungen im Programm vorgenommen.
Änderungen
Vorsteueranteil, Leistungszeitraum und RELion Seiten
Folgende RELion Seiten wurden um das MwSt.-Datum und dessen Funktionalität erweitert:
- RE Buchen allgemein
- Bank Buch.-Blatt
- Debitor Zahlungen
- Sollstellung Buch.-Blatt
- RE Zahlungsbuchblatt
- Einkaufs Buch.-Blatt
Die Dauerzahlungstermine wurden um das MwSt.-Datum ergänzt und dieses wird auch in den Terminen angezeigt. Teilweise muss das Feld in die Seite eingeblendet werden – dies geschieht wie gewohnt über Personalisieren. Das MwSt.-Datum beeinflusst bei seiner Verwendung folgende Werte:
- Vorbelegung des Leistungszeitraums (Vorbelegung Von…Bis in der jeweiligen Zeile)
- Der Leistungszeitraum kann wie gewohnt manuell abgeändert werden.
- Der Leistungszeitraum kann wie gewohnt manuell nachträglich in den Posten verändert werden.
- Vorsteueranteil VA % (Dieser Wert wird aus den Objektsteuerdaten gezogen; das Vorgehen dazu ist gleich wie zuvor, nur der Datumstyp für die Suche des richtigen Wertes wurde nun zum MwSt.-Datum anstatt des Buchungsdatums verändert.)
Umsetzung MwSt.-Datum
Buch.-Blätter und Belege
Analog zu den Business Central Standard Buch.-Blättern wurde das Feld MwSt.-Datum in den oben genannten Buch.-Blättern ergänzt. Es wirkt auf den Vorsteueranteil % und den Leistungszeitraum in der Buch.-Blattzeile bzw. Belegzeile. In den wiederkehrenden Buch.-Blättern gelten die Besonderheiten, die bereits vor der Einführung des MwSt.-Datums vorlagen: Der Leistungszeitraum wird bei Initialisierung der Zeile nach Wahl des Objekts erstellt und dann mit der Buchung je nach gewählter Reichweite verschoben. Eine Verstellung des Datums verändert den Leistungszeitraum dann nicht mehr, wirkt aber noch auf den Vorsteueranteil %. Mit der Buchung wird dann entsprechend das Buchungsdatum neu gebildet und das MwSt.-Datum ebenfalls nach der Standardvorgabe neu gleich Buchungsdatum oder Belegdatum gezogen.
Dauerzahlungen
In den Dauerzahlungsterminen wurde das MwSt.-Datum ebenfalls eingebaut. Es ist dort auch veränderbar und wirkt auf den Leistungszeitraum des Termins. Es erscheint folgende Auswahl, nach welcher die Aktualisierung des Leistungszeitraums abgebildet werden kann.
Es kann festgelegt werden, ob der Leistungszeitraum aktualisiert werden soll oder nicht. Dies kann entweder nur für diesen einen Fall gelten, sodass bei der nächsten Änderung des MwSt.-Datums erneut eine Abfrage erscheint, oder es kann festgelegt werden, dass bei allen folgenden Änderungen des MwSt.-Datums ohne erneute Abfrage aktualisiert wird. Werden daraufhin Verteilungen basierend auf diesen Terminen angelegt, wird der VA % entsprechend dem im Termin gewählten MwSt.-Datum gezogen.
Skonto rückrechnen und Nicht anrechenbare Vorsteuer
Skonto rückrechnen
Für die Skonto-Rückrechnung wurden folgende Anpassungen vorgenommen:
- Bei der Auswahl des Buchungsdatums wird nicht nur das Buchungsdatum, sondern auch das MwSt.-Datum je nach Auswahl in die durch den Bericht erzeugten Zeilen übertragen – also das Datum aus der Rechnung, der Zahlung oder das entsprechende Eingabedatum (hie: Buchungsdatum = MwSt.-Datum).
- Je nach Einstellung werden auch der Vorsteueranteil % und der Leistungszeitraum gemäß dem gewählten Datum gesetzt.
Nicht anrechenbare Vorsteuer berechnen und buchen
Bei der nicht anrechenbare Vorsteuer gilt nun folgende Vorgehensweise:
- Originaldatum: Der Vorsteueranteil wird am Ursprungs-Sachposten gemäß des dort vorliegenden MwSt.-Datums aktualisiert. In die Posten übertragen wird das Buchungsdatum und das MwSt.-Datum des Ursprungspostens und auch entspre-chend der Leistungszeitraum und der Vorsteueranteil
- Eingabe Datum: Dieses gilt nur für das Buchungsdatum. Es wird in den durch den Bericht erzeugten Zeilen dieses Eingabe Datum als Buchungsdatum eingetragen, das MwSt.-Datum und damit die Inhalte bzgl. Vorsteueranteil% und der Leistungszeitraum kommen aber weiterhin aus den zugrunde liegenden Sachposten
UVA Vorgänge
In den UVA Vorgängen gibt es nun ein Auswahlfeld, nach welchem Datumstyp die MwSt.-Posten in dem ausgewählten Zeitraum gesucht werden sollen: Buchungsdatum, Belegdatum oder MwSt.-Datum. Diese Auswahl kann zentral im Kopf des UVA-Vorgangs ausgewählt werden:
Ist der Vorgang durchgeführt (XML erstellt) ist es nicht mehr möglich, dieses Feld zu verändern!
Praxisbeispiel
Um die Auswirkungen dieses Datumstyps anschaulich aufzuzeigen, wird hier ein anschauliches Beispiel aufgezeigt. So kann die Wirkung auf den Vorsteueranteil %, den Leistungszeitraum und die veränderte Verarbeitung leicht erkannt werden.
Für das Beispiel werden drei Zeilen in den Steuerdaten des Testobjekts hinterlegt. Buchungen ohne den Abrechnungskreis haben einen Vorsteueranteil % (VA %) in Höhe von 0,00. Zunächst einmal buchen Sie eine Einkaufsrechnung ein und trennen dabei das Buchungsdatum und das neue MwSt.-Datum.
Einkaufsrechnung erstellen und buchen:
Zahlung:
Anschließend Skonto rückrechnen:
Zeilen:
Leistungszeitraum und Vorsteueranteil % entsprechen dem MwSt.-Datum der Rechnung.
Nicht anrechenbare Vorsteuer berechnen und buchen:
Zeilen:
Nur die auf den Aufwand bezogenen Buchungen hatten einen Abrechnungskreis und somit den Vorsteueranteil, der zum Zeitpunkt des MwSt.-Datums in den Steuerdaten gefunden werden konnte. Der Skonto hingegen hat keinen Abrechnungskreis und somit gemäß den Steuerdaten des Beispiels einen VA % von 0, also 100 % nicht anrechenbare Vorsteuer. Beträge, gezogene VA % und der Leistungszeitraum sind korrekt.
Die erste Zeile bezieht sich auf die Ursprungsrechnung, die zweite Zeile auf die Zahlung, die dritte und vierte Zeile jeweils dann auf die Buchungen der Skontorückrechnung. Bei den Beträgen wird ersichtlich, dass diese mit dem angegebenen Vorsteueranteil berechnet wurden und nicht mit 35,45 %, welcher zum Zeitpunkt des Buchungsdatums anläge.
Besonderheiten
Benutzung des MwSt.-Datums
Wie eingangs beschrieben, kann das MwSt.-Datum im Gegensatz zu anderen Datumsvarianten auch nach erfolgter Buchung noch abgeändert werden, sollte die Einrichtung dementsprechend gestaltet sein. Bei Änderung des Datums werden der Vorsteueranteil % und das MwSt.-Datum in den verbundenen Sachposten automatisch aktualisiert. Es erscheint oben ein Hinweis, dass eventuell der Leistungszeitraum anzupassen ist. Dies muss der Benutzer dann manuell in den Sachposten vornehmen.
Die Änderung des MwSt.-Datums ist möglich, bis eine dieser drei Bedingungen erfüllt ist:
- In der Finanzbuchhaltung Einrichtung ist die Verwendung Aktiviert (Änderungen verhindern) ausgewählt.
- Der Vorgang Nicht anrechenbare Vorsteuer wurde für verbundene Sachposten durchgeführt.
- Der MwSt.-Posten enthält eine UVA Vorgangsnummer.
Wenn mindestens einer dieser drei Fälle eintritt, ist das Feld am MwSt.-Posten – ähnlich wie die anderen Datumsarten – nicht mehr editierbar. Außerdem ist die Vorbelegung des Datums (kann dann noch manuell abgeändert werden) in der täglichen Arbeit stets zu beachten.
Wichtig
Wir empfehlen Ihnen, die Standard Vorbelegung des Buchungsdatums zu verwenden. Dieser Datumstyp hat einen engen natürlichen Zusammenhang mit dem neuen MwSt.-Datum und war auf zuvor die Vorgabe für Leistungszeitraum und Vorsteueranteil %. Um die Prozesse und Übergänge zu erleichtern, ist es daher sinnvoll, diesen Typ also Standard einzustellen.
Notwendigkeit des MwSt.-Datums
Wichtig ist außerdem: Sie müssen dieses Datum NICHT aktiv verwenden! Wenn Sie in der Finanzbuchhaltung den Parameter entsprechend setzen (Datum deaktiviert), ist der Wert auf keiner Seite mehr sichtbar (aber im Hintergrund noch vorhanden). Die Vorgänge laufen dann wie gewohnt ab, wobei für die Verarbeitung weiterhin implizit das MwSt.-Datum (hat dann immer den Wert des Buchungsdatums) verwendet wird – dementsprechend können teilweise Informationen und Dialoge auf dieses Datum verweisen.
Erklärung: Bei Deaktivierung des MwSt.-Datums wird die Standardvorbelegung immer auf Buchungsdatum gesetzt. Im Hintergrund wird das MwSt.-Datum gemäß dieser Vorgabe immer noch besetzt – das bedeutet, dass der Leistungszeitraum und der Vorsteueranteil % nach MwSt.-Datum = Buchungsdatum und somit gleich dem Verhalten vor dem MwSt.-Datum gezogen werden!
Hinweis
Bei der Migration der Altdaten (Posten etc.) wird sowohl vom Microsoft Business Central Standard als auch von RELion stets der Wert des Buchungsdatums für das MwSt.-Datum eingetragen. Das Feld wird also besetzt sein, auch wenn der neue Datumstyp bisher nicht eingesetzt wurde.